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Rapper Kendrick Lamar bekommt den Pulitzer. Damn!

today17. April 2018

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Ein großer Moment, nicht nur für den Hip-Hop: Kendrick Lamar kann sich als erster Rapper über den Pulitzerpreis für sein Album „DAMN.“ freuen. Klassikfans verstehen die Welt nicht mehr.

Drei Journalisten der „New York Times“ und des „New Yorker“ erhielten am Montag für ihre Recherchen zu sexuellen Übergriffen den renommiertesten Medienpreis der Welt, den Pulitzer. So weit, so verdient, so erwartet.

Dass auch Rapper Kendrick Lamar für sein 2017 veröffentlichtes Album „DAMN.“ geehrt wurde, ist allerdings eine Überraschung. Laut Preisverwaltungs-Chefin Dane Canedy sei das Album des 30-Jährigen eine „virtuose Liedersammlung, vereint von seiner umgangssprachlichen Authentizität und rhythmischen Dynamik.“

Das Album biete „eindringliche Momentaufnahmen, die die Komplexität des modernen afro-amerikanischen Lebens einfangen“. Die Entscheidung sei einstimmig getroffen worden – und die Zeit reif dafür. Der Preis werfe ein völlig neues Licht auf Hip-Hop: „Das ist ein großer Moment für den Hip-Hop und ein großer Moment für die Pulitzer!“

Der 1987 in Kalifornien geborene Lamar, den Pharrell Williams mal den „Bob Dylan dieser Ära“ nannte, ist nicht nur der erste Rapper, der den Pulitzer bekommt, sondern auch der erste Preisträger, der weder aus der Klassik noch aus dem Jazz kommt.

Er gilt als einer der derzeit bedeutendsten und erfolgreichsten Rap-Künstler und hat unter anderem schon mehrere Grammys gewonnen. „DAMN.“ ist Lamars viertes Studioalbum. Darauf verhandelt er mit Wucht und Klarheit (hier die Rezension) persönliche und politische Themen. Das Album war lange in den Charts und gehörte zu den am meisten gestreamten Alben des letzten Jahres.

David Hajdu, einer der diesjährigen Musikjuroren und Kritiker der linksliberalen US-Wochenzeitschrift „The Nation“, sagte ebenfalls der „New York Times“, dass die Jury mehr als 100 Kompositionen berücksichtigt habe, darunter „einige Stücke klassischer Musik, die sich auf Hip-Hop als Ressource stützten“, was zu einer philosophischen Diskussion unter den Juroren geführt habe. „Das brachte uns dazu, anzuerkennen, dass Rap-Musik für sich einen Wert hat und nicht nur als Ressource gelten darf für Musik in einem Bereich, der vom institutionellen Establishment im Allgemeinen als seriös oder legitim anerkannt wird.“

Aufruhr in der Klassikwelt

Als jemand Kendrick Lamars „DAMN.“ erwähnt habe, habe es gleich „ziemlich viel Beifall“ dafür gegeben, fügte Hajdu hinzu, auch wenn einige Jurymitglieder mit Hip-Hop weniger vertraut gewesen seien als andere. „Aber wir haben die Platte dann angehört und es gab keinen Dissens – nur ein lebhaftes, konstruktives Gespräch.“

Die überraschende Vergabe des Pulitzerpreises an Kendrick Lamar sorgt derweil für Aufruhr in der Klassikwelt. Einige reagierten ungehalten auf die Auszeichnung – ein klassischer Komponist nannte sie auf seiner Facebook-Seite sogar „eine Beleidigung“.

Doch viele andere begrüßten die Entscheidung. Caroline Shaw, die zweimal mit dem Rapper Kanye West arbeitete und 2013 den Pulitzerpreis für ihre „Partita for 8 Voices“ verliehen bekam, veröffentlichte ein Kendrick-Lamar-Video auf ihrem Twitteraccount und garnierte es mit einem Wort: „Yes“.


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